Dipl.-Germanistin Petra Baumgart: „Das Licht-Geistige“
Germanische Kultur und die Bedeutung des Wortes: DEUTSCH.
Die gegenwärtig fehlende kulturelle Identität in unserem Land, ohne die es auch keine einheitliche Nation geben kann, hat eine ihrer
tieferen Ursachen darin, dass sich in 160 Jahren wissenschaftlicher Forschung zu dem Sprach- und Volksnamen deutsch bis heute kein Lösungsvorschlag hinsichtlich der Bedeutung dieses
Wortes als verbindlich durchsetzen konnte. Bei meiner intensiven Beschäftigung mit diesem Thema bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass ich den Ausführungen von Frau Dr. Neumann -Gundrum folge.
Ihre Übersetzung aus der alten Sprachüberlieferung ist für mich die einzige Deutung, welche sowohl „Zukunftspotential“
als auch „Vergangenheitspotential“ (basierend auf dem Ur-Wissen einer frühgeschichtlichen Hochkultur) beinhaltet:
„Diutisk“ heißt „licht-geistig“. „Deutsch“ heißt wortwörtlich genau „licht -geistig“... „Denn der Volksname deutsch ist
Ausdruck einer bestimmten geistesgeschichtlich en Bewusstseinsstruktur außerhalb des machtbesessenen materialistisch Menschen missbrauchenden Herrschaftsdenkens.“
(1) Sie führt weiter aus, dass die Unkenntnis der Bedeutung unseres Volksnamens einerseits aus einem Mangel hinsichtlich
des Tiefenausmaßes unserer Frühgeschichte besteht und anderseits aus einem Mangel an menschlicher bewusstseinsmäßiger Entfaltung in der
heutigen Zeit.
In und mit der Sprache werden Gedanken, Gefühle, Wissen, Empfindungen und „Befindlichkeiten“ zum Ausdruck gebracht. In diesem Sinne ist jedes Wort auch ein geschichtliches Zeugnis, das wesentliche kulturelle Aufschlüsse über die Zeit enthält, in der es entstanden ist. Wann hat sich der Name deutsch durchgesetzt und welche geistesgeschichtliche Bewusstseinsstruktur besaßen unse re Vorfahren zu dieser Zeit?
Unsere Muttersprache entstand im 8./9. Jahrhundert, zur Zeit der Missionierung der Germanischen Stämme durch den Frankenkönig Karl. Diese Zeit war geprägt durch den endgültigen seelischen und sozialen Bruch mit der Germanischen Kultur, welcher bereits mit der Völkerwanderungszeit im 4. Jahrhundert begann. Im Römischen Reich wurde die christliche Kirche zur Staatskirche und Staatsreligion des Kaisertums bestimmt. Die „Mütter“, welche in dem Sinnbild der „Drei Matronen“ / der „Dre i Mütter“ sowohl rechts als auch links des Rheins jahrhundertelang gemeinsam an den Quellen verehrt wurden, verschwanden. Sie, als die Gebärerinnen, als die Hüterinnen und Bewahrerinnen des Lebens - deren Grundlage der Mutterboden gleichberechtigt für alle war - störten die neue römische Weltordnung. Das gemeingermanische Mutterland wurde zum Königsland erhoben. Die Erben einer Jahrtausende währenden Hochkultur wurden zu Unfreien, ihr Leben in und mit der All-Einheit somit zerstört. Es gehörte zu unserem Ur-Wissen, dass wir Menschen nur für eine kurze Zeit als Gast auf diesem wertvollen Planeten verweilen dürfen, deren Gastgeber die Mutter Erde und die Himmelsmutter sind. Unsere Mütter lebten seit Ur-Zeiten in der Einheit mit der Erden- und der Himmelsmutter. Die „Drei Mütter“ sorgten sich gleichwertig um das Wohl der ihnen Anvertrauten, ohne Unterschied. Die Sonne schien für alle gleichwertig, der Boden nährte und gab gleichwertig, ohne irgendetwas dafür einzufordern. Das Gesetz bestand für uns a us einem gleichwertigen Geben und Nehmen. Was wir taten, geschah im Einklang. Was der Erde entnommen wurde, gaben wir ihr mit unserer bedingungslosen Liebe -durch unsere Feste/Kulte- zurück. Alles wurde gemeinsam mit allen (auch den Tieren, den Bäumen, den Quellen und Steinen) besprochen. Heute nennt die moderne Wissenschaft diesen Teil unseres Ur-Wissens „partizipatorisches Bewusstsein“ (2). Das waren, ganz skizzenhaft, einige Bestandteile unserer Kultur vor der Völkerwanderungszeit und vor der Miss ionierung durch König Karl. Diese Zeit habe ich literarisch in meinem Buch: „TANFANA -Die letzte Seherin der Germanen“ beschrieben (3).
Kultur bedeutet für mich die Fähigkeit des Menschen, mit sich selbst, den anderen Menschen und der Natur in Einklang zu leben. Dieses
Kultur-verständnis wird durch die alten gemeingermanischen Wörter: „Seele“, „Sonne“, „Gold i. S. von Sonnenlicht“, „Mond“, „Wald“, „Stein“, „Ere“ (später:
Ehre), „Treue“, „Mutter“, „Vater“ „Tochter“, „Sohn“ getragen. Wörter wie „Krieg“ (kam nach J. Grimm im 12.Jh.
aus dem Lateinischen) „Religion“ und „Priester“ (kamen nach J. Grimm im 16.Jh. aus dem Lateinischen) kannte
und brauchte unsere Kultur nicht. Das Wort „Religion“ bedeutet „Rückanbindung“. „Rückanbindung“ setzt voraus, dass etwas
verloren gegangen ist. Wer jedoch in und mit der All -Einheit - die zugleich auch immer Frei-Einheit ist -lebt und schafft, braucht diese „Rückanbindung“
nicht. Inneres Wissen, innere Weisheit zu erlangen, setzt intensive Seelenarbeit voraus. Diese muss und kann
jeder einzelne nur selbst erbringen. Selbsterfahrung kann niemals durch Fremderfahrung ersetzt werden. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass irgendjemand etwas für mich
seelisch richten kann, dass andere für mich leiden, dass andere für mich auferstehen. Alles, was in unserer Kultur wichtig und wertvoll war, haben wir uns selbst gegeben – auch den
Namen „deutsch“.
Das 8.Jh. war eine Zeitenwende: Die Kultur der Germanen ging zu Ende, die Geschichte des Abendlandes begann. Umso bedeutender ist die Tatsache zu
werten, dass die Franken, Sachsen, Bayern, Alemannen, Thüringer und Friesen - trotz ihrer territorialen Abgrenzung und ihres eigenen stammesgeschichtlichen Weges
- sich zu „diutisk“ gemeinschaftlich, als einen „Überbau“ der sie vereint und verbindet, bekannten. „Diutisk“ muss in seiner ursprünglichen
Bedeutung eine Brücke zwischen etwas sehr Hochstehendem und dem Eigenen gewesen sein. Diese Verbindung kann
nur in dem gemeinsamen Ur -Wissen, dem himmelskundlichen Wissen, dem Wissen der „Drei Mütter“, den J ahres- und Kultfesten bestanden haben. Für diese
Jahrtausende währende Selbsterfahrung einer Hochkultur gab es nichts Übergreifenderes und Wertvolleres als „diutisk.“
„Diutisk“ (nach J. Grimm ab dem 13.Jh „diutsch“) ist somit ein herausragendes geschichtl iches Erbe, welches wir einst gemeinschaftlich angenommen haben. Dieses „Licht -Geistige“ ist für alle Menschen des 3. Jahrtausends die Brücke, über welche wir zusammen gehen müssen, damit Licht, nährende und gestaltende Liebe, das Leben und der Frieden, wiederum und endlich dauerhaft Einzug halten kann ; Einzug auf unserem Planeten, Einzug in unserem Lande, Einzug in unsere Herzen, Einzug in unsere Seelen. Es ist das gemeinsame, vereinigende Band zwischen der Germanischen Kultur und der vorchristlichen Zeit. Dazu schrieb der große römische Privatgelehrte Varro: Die alten Römer hätten mehr als 170 Jahre lang die Götter ohne Bildnis verehrt. Wäre man dabei geblieben, wäre der Gottesdienst ein reinerer. „Soll ich die Größe solcher Majestät in eine einzige Zelle einschließen? Müssen wir nicht besser in unserer Seele ihm ein Heiligtum einrichten, nicht lieber in unserer Brust eine Stätte weihen?“ (4) Also: Selbsterfahrung anstelle von Fremderfahrung. Viele Gläubige in unserem Land gehen inzwischen ihren eigenen Weg (Pilgerfahrten, Jakobsweg…) zu Gott. Der Christusimpuls war, ist und bleibt die Erleuchtung, die Auferstehung, das „Licht Geistige“ in jeder Menschenseele selbst.
Die Institution Kirche kam in unserem Lande nicht umhin, sich unserem gemeinschaftlich bekund eten „LichtGeistigen“ anzunehmen und die Germanische Kultur zu einem festen Bestandteil ihrer kirchlichen Liturgie werden zu lassen. Davon zeugen u.a. das Germanische Fest zu Ehren der Frühlings - und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara, aus welchem das heutige Osterfest wurde. Es mutet merkwürdig an, dass sich die Kreuzigung des HERRN nach dem ersten Vollmond nach Frühlinganfang richtet (21.März bis Ende April). Das kirchliche Osterfest variiert somit um 4 Wochen. Ein langer Ermessensspielraum für die Kreuzigung. Desweiteren wurde die Geburt Jesus Christus im Jahre 529 in Rom festgelegt – auf den 25. Dezember. Aus dem uralten Wissen der Wiedergeburt der Sonne aus dem Schoß der Weltenmutter, zur Wintersonnenwende, wurde die Geburt des Sohnes. Noch heute werden die Gewänder der Germanischen Seherinnen („schwarz“ für Feiern, um der Mutter Erde zu huldigen; „weiß, wenn Menschen, Tiere, Bäume... vergangen -„gestorben“- sind) von Männern getragen, v.a. in den Farben schwarz/weiß. Es gibt keinen großen Dom oder eine bedeu tende alte Kirche in unserem Lande, welche nicht auf einem vorchristlichen Kultplatz errichtet wurde. Aus unseren „Drei Müttern“ wurden die „Drei Bethen“ usw. Dieses Verwoben sein von Germanischer Kultur und kirchlicher Liturgie in unserm Vaterland (warum nicht Mutterland analog zu Muttersprache?) könnte an weiteren Beispielen belegt werden. Unseren vorchristlichen Wurzeln wurde somit lediglich, durch einen sie verdunkelnden Überbau, das Licht entzogen. Doch das 3.Jahrtausend ist das „Licht -Geistige-Zeitalter“! Es hat seinen nährenden Boden in einem Land, welches sich vor über 1.200 Jahren diesen Namen selbst gab. Zu einer Zeit, als die gemeinsamen seelischen Wurzeln, der Mutterboden und die verbindlichen kulturellen Werte so bedroht wie noch nie zuvor waren.
Lassen Sie uns gemeinsam in das Neue Zeitalter gehen, damit wir unserer Mutter Erde, unseren Kindern und Enkelkindern wahrlich dienen können. Wir alle haben die Pflicht, ihnen unsere Heimstatt liebesfähiger, menschlicher und friedlicher zu übergeben. Das geht nur durch Zusammenhalt, durch ehrliche Herzen und freie Seelen; ohne Leidens - und Gewissensdruck!
(1) Dr. E. Neumann-Gundrum: Der Volksname „Deutsch“. Begleitende Überlegungen zu Europas Kultur der Groß -Skulpturen, Urbilder/Urwissen einer europäischen Geistesstruktur, S. 2/3
(2) Prof. Silke Jahr: Steinzeit ist Neuzeit, Wie die Quantenphysik der Urwissen beweist. „Die Silberschnur“ GmbH, 2010, S. 54
(3) Petra Baumgart: TANFANA-Die letzte Seherin der Germanen“, TANFANA Verlag UG
(4) Roland Schuhmann: Geographischer Raum und Lebensform der Germanen, Dissertation Jena 2003, S.293